Eine Brustrekonstruktion (Wiederherstellung der Brust) nach einer Mastektomie (Brustentfernung) ist für viele Brustkrebspatient:innen sehr wichtig. Wir haben Erkenntnisse von führenden Chirurg:innen gesammelt, um einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Aspekte einer Brustrekonstruktion zu erhalten, dabei geht es auch um den Übergang von Gewebeexpandern zu endgültigen Implantaten, chirurgische Möglichkeiten und die Vorteile fortschrittlicher Implantattechnologien.
Diese Fachleute geben wertvolle Informationen zu den unterschiedlichen Verfahren und Überlegungen im Zusammenhang mit einer Brustrekonstruktion.
Worin unterscheiden sich die Verfahren zur Sofortrekonstruktion und zur späteren Rekonstruktion?
Prof. Dr. med. Matthias Reichenberger, Leiter der Abteilung für ästhetische und plastische Chirurgie an der ETHIANUM Klinik in Heidelberg, zum zeitlichen Ablauf einer Brustrekonstruktion:
„Es gibt die sofortige Wiederherstellung (Sofortrekonstruktion), bei der die Brust direkt nach der Entfernung der Brust (Mastektomie) wiederhergestellt wird, und es gibt die spätere Wiederherstellung, bei der die Brust zunächst entfernt und anschließend eine medikamentöse oder Strahlentherapie durchgeführt wird, nach deren Abschluss dann die Brustrekonstruktion stattfindet. Welches dieser Verfahren für die jeweilige Frau geeignet ist, hängt nicht nur von den Wünschen und Erwartungen der Patientin ab, sondern auch von vielen anderen Faktoren, zum Beispiel der Art des Tumors, dem körperlichen Zustand der Patientin und eventuellen vorangegangenen Operationen.“
Welches sind die wichtigsten chirurgischen Möglichkeiten, die zur Verfügung stehen?
Prof. Dr. med. Reichenberger: „Es gibt zwei Arten der Brustrekonstruktion – die Rekonstruktion mit körpereigenem Gewebe und die Rekonstruktion mit körperfremdem Material. Körperfremdes Material heißt Silikon, das in Form von Implantaten vor oder hinter dem Brustmuskel platziert werden kann. Die Rekonstruktion mit Silikonimplantaten ist in der Regel die schnellere Variante, die Ergebnisse sind aber leider nicht dauerhaft, da mit Implantaten auch immer Risiken verbunden sind. Eine Rekonstruktion mit Eigengewebe ist dagegen eine dauerhafte Lösung. Dabei wird Gewebe aus dem Bauchraum, den Oberschenkeln oder dem Gesäß entnommen und anschließend unter dem Mikroskop in so genannte „Empfängergefäße“ in der Brust eingebracht. Wir verwenden also körpereigenes Gewebe, das aus Haut und Fett besteht, um, wie gesagt, eine permanente Brust aufzubauen. Dieses Verfahren ist etwas komplizierter und sollte ausschließlich in spezialisierten Zentren durchgeführt werden. Wenn es professionell durchgeführt wird, ist dieses Verfahren sehr sicher.“
Vom Brustexpander bis zum endgültigen POLYTECH-Implantat
Brustexpander sind Hilfsmittel, die in der Brustrekonstruktion eine begrenzte Zeit lang verwendet werden, um Haut und Muskeln zu dehnen, damit Platz für das spätere permanente Implantat geschaffen wird. Brustexpander sind besonders nützlich, wenn bei der Mastektomie eine größere Menge von Brustgewebe entfernt wurde und die verbleibende Haut nach und nach vorsichtig gedehnt werden muss, damit ein Implantat eingesetzt werden kann. Bei diesem zweistufigen Rekonstruktionsprozess wird im ersten Schritt ein Gewebeexpander eingesetzt, der im zweiten Schritt durch ein permanentes Implantat ersetzt wird, sobald der Platz für die gewünschte Implantatgröße ausreicht.
Dr. Francesca De Lorenzi, Leiterin der Einheit für Innovation, Entwicklung und Organisation der Abteilung für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie am Europäischen Institut für Onkologie in Mailand:
„Dank Vorsorgeprogrammen, der Verbesserung von radiologischen Untersuchungen und Patient:innen, die für das Thema sensibilisiert sind, ist heutzutage in den allermeisten Fällen eine Diagnose von Brustkrebs im Frühstadium und sogar von nicht tastbaren Tumoren möglich. So haben wir die Möglichkeit, eine konservative Brustentfernung (Mastektomie) mit dem sofortigen Einsetzen von endgültigen Implantaten zu kombinieren. Wurde bei der Mastektomie jedoch auch die Haut der Brust entfernt, oder ist die Qualität der Hautlappen, die für die Rekonstruktion verwendet werden sollen, nicht optimal, sind auch weiterhin Gewebeexpander erforderlich. Bei dieser Gruppe von Patient:innen ermöglichen Gewebeexpander eine sofortige Rekonstruktion. Sie werden im Rahmen einer ambulanten Behandlung so lange mit Kochsalzlösung gefüllt, bis die gewünschte Größe der Brust erreicht ist, die rekonstruiert werden soll. Bei einer weiteren Operation wird der Expander durch das endgültige Implantat ersetzt und die Brust auf der anderen Seite wird ebenfalls operiert, wenn dies erforderlich sein sollte, um die Symmetrie wiederherzustellen.“
Was ist eine „Brustwarzen erhaltende“ Mastektomie und wie unterscheidet sie sich von anderen Verfahren?
Dr. med. Mehrnoosh Akhavanpoor, Leiterin der Abteilung für Plastische, Rekonstruktive, Ästhetische und Handchirurgie in den Agaplesion Diakonie Kliniken Kassel:
„Es ist sehr wichtig, im Vorfeld zu wissen, ob eine Diagnose es zulässt, die Brustwarze und den Brustwarzenhof zu erhalten. Wenn dies möglich ist, kann häufig ein Verfahren namens „Brustwarzen erhaltende“ Mastektomie angewendet werden. Bei diesem Verfahren wird das Gewebe unter der Haut sorgfältig entfernt, der Brustwarzenhof und die Brustwarze bleiben jedoch erhalten. Wenn die Diagnose eine Brustwarzen erhaltende Mastektomie nicht zulässt, müssen Brustwarze und Brustwarzenhof leider ebenfalls entfernt werden.“
Die Vorteile einer Brustrekonstruktion mit Microthane®
Eines der am häufigsten verwendeten Implantate für die Brustrekonstruktion ist Microthane® von POLYTECH, unser mit Mikropolyurethanschaum beschichtetes Brustimplantat. Wir haben Dr. Alessandro Quattrini Li, den ärztlichen Leiter des Centro Senologico der Azienda Ospedaliera Universitaria Pisana des Ospedale Santa Chiara gebeten, uns die Vorteile von Microthane® Implantaten zu erläutern:
Dr. Quattrini Li: „Die mit Mikropolyurethanschaum beschichteten Microthane® Implantate bieten eine Reihe von Vorteilen, die über die Vermeidung einer Kapselfibrose bei der Brustrekonstruktion weit hinaus gehen. Hier einige wichtige Punkte aus meiner Erfahrung:
1. Weniger Kapselfibrosen
Die Kapselfibrose ist eine der häufigsten Komplikationen nach dem Einsetzen eines Brustimplantats. Zu einer Kapselfibrose kommt es, wenn das Narbengewebe um das Implantat herum, die so genannte „Kapsel“, sich zusammenzieht und das Implantat zusammendrückt, was zu Schmerzen führen und das Aussehen der Brust verändern kann. Studien haben gezeigt, dass Microthane® Implantate im Vergleich zu Implantaten mit glatter oder texturierter Oberfläche zu einer signifikant geringeren Häufigkeit von Kapselfibrosen führen. Die Beschichtung aus Mikropolyurethan scheint die Bildung und die Anordnung der Bindegewebefasern zu beeinflussen und dadurch die Häufigkeit und Schwere von Kapselfibrosen zu verringern.
2. Verbesserte Implantatstabilität
Die Beschichtung der Microthane® Implantate mit Mikropolyurethanschaum bildet ein Gerüst, das eine bessere Einbindung des Gewebes (Gewebeintegration) fördert. Diese verbesserte Integration hilft dabei, das Implantat an der gewünschten Stelle zu halten und verringert das Risiko einer Verschiebung oder Drehung. Diese verbesserte Stabilität ist besonders vorteilhaft in der rekonstruktiven Chirurgie, bei der die Beibehaltung der korrekten Position des Implantats entscheidend für das ästhetische Ergebnis ist.
3. Bessere ästhetische Ergebnisse
Dank der großen Bandbreite von Implantatformen und -größen kann ich für jede/n Patient:in eine ganz spezielle Lösung auswählen. Auch bei sehr anspruchsvollen Fällen, wie zum Beispiel älteren Patientinnen mit breiten und kleinen Brüsten, stehen mir Implantate zur Verfügung, die mir eine optimale Brustrekonstruktion ermöglichen. Dank der Vielseitigkeit der Polyurethan-Implantate von POLYTECH und meiner „SIMPLE“-Operationstechnik kann ich ein Implantat auswählen, das sehr gut zu der Brust der anderen Seite passt, wodurch häufig auf einen Eingriff zur Herstellung der Brustsymmetrie verzichtet werden kann.
4. Niedrigere Inzidenz (Vorkommen) der Bildung einer Doppelkapsel
Die Bildung einer Doppelkapsel ist eine seltene, aber mögliche Komplikation, bei der um das Implantat herum zwei Schichten aus Fasergewebe entstehen. Es konnte gezeigt werden, dass eine Beschichtung aus Mikropolyurethanschaum das Risiko für diese Komplikation verringert, wahrscheinlich aufgrund der Eigenschaft, eine gleichmäßigere Einbindung (Integration) von Gewebe zu fördern.
Hierbei ist es wichtig zu betonen, dass bei der Brustrekonstruktion die Anpassung des Produkts an die individuellen Bedürfnisse der Patient:innen ausschlaggebend für das Erreichen eines optimalen Ergebnisses ist.“
Die Vorteile leichter Implantate für die Brustrekonstruktion
Die leichten B-Lite® Implantate stellen einen erheblichen Fortschritt auf dem Gebiet der Brustrekonstruktion dar, da sie im Vergleich zu herkömmlichen Implantaten eine Reihe von Vorteilen bieten. Wir haben zwei Fachleute zu den Vorteilen von leichten Implantaten bei der Brustrekonstruktion gefragt und wollten auch wissen, wie leichte Implantate zu besseren Ergebnissen für die Patient:innen führen.
Dr. med. Mehrnoosh Akhavanpoor aus Kassel hebt die Vorteile leichter Implantate hervor:
„Es ist fantastisch, dass wir für die Brustrekonstruktion nun über eine große Bandbreite von unterschiedlichen Implantaten verfügen. Damit meine ich, dass, wenn sich jemand dazu entscheidet, das eigene Brustgewebe durch ein Implantat zu ersetzen, bestimmte Anforderungen an die Größe gestellt werden. Einige Patientinnen haben große Brüste und benötigen daher größere Implantate. Das bedeutet mehr Gewicht, Druck und Spannungen, insbesondere im Gewebe. Daher bin ich sehr froh, dass uns diese Möglichkeit zur Verfügung steht. Es gibt bereits seit Jahren leichtere Implantate, die wir gern und erfolgreich für unsere Brustrekonstruktionen verwenden.“
Dr. Martin Colombo aus Argentinien fügt hinzu:
„Polytech bietet Implantate mit dem einzigartigen B-Lite® Gelkomplex an, der aus der neuesten Generation von kohäsivem Silikongel besteht, in das leichte Mikrokügelchen (Mikrosphären) eingebettet sind, die für die Raumfahrt entwickelt wurden, und durch die das Implantat bis zu 30 % leichter wird. Diese Implantate, die erstmals im Jahr 2013 eingesetzt wurden, sind die neueste Entwicklung im Bereich der Brustimplantate. Ihr leichteres Gewicht ist ein großer Vorteil für die Brustrekonstruktion, bei der häufig größere – und damit auch schwerere – Brustimplantate verwendet werden. Das leichtere Gewicht der Implantate verringert die Belastung des Gewebes, langfristig erschlafft die Brust nicht so stark und im Alltag – besonders beim Sport – ist ein leichteres Implantat ebenfalls angenehmer. Die physikalischen Eigenschaften des Gels in den B-Lite® Implantaten führen dazu, das das Gewebe bei radiologischen Aufnahmen besser zu sehen ist, was die diagnostische Sicherheit erhöht.“
Fazit
Eine Brustrekonstruktion kann ein wichtiger Teil der Therapie bei vielen Brustkrebspatient:innen sein und sowohl zur körperlichen als auch emotionalen Genesung beitragen. Erkenntnisse von Fachleuten heben die Bedeutung von maßgeschneiderten Behandlungsplänen hervor, die die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Patient:innen, die neuesten Fortschritte der Implantattechnologie und die Vorteile von sofortigen und späteren Rekonstruktionsverfahren berücksichtigen. Indem sie sich ständig über diese Möglichkeiten und Fortschritte informieren, können Patient:innen fundierte Entscheidungen zu ihrer Brustrekonstruktion treffen, die zu besseren ästhetischen Ergebnissen und zu einem allgemein besseren Wohlbefinden führen.
Lesen Sie im Oktober auch unsere anderen Blogbeiträge und folgen Sie uns in den sozialen Medien, um mehr zu erfahren und das Bewusstsein für Brustkrebs zu fördern.